Gute Nachrichten für den Tempelhofer Damm, die Geschwindigkeitsbeschränkung wird aufgehoben
Die beiden CDU-Abgeordneten Jan-Marco Luczak und Frank Luhmann freuen sich: Die Tempo-30-Schilder auf dem T-Damm werden fallen! Der Tempelhofer Damm ist Teil der Bundesstraße 96, einer Nord-Süd-Achse und wichtigen Verkehrsader Berlins. Er misst stolze 3,5 km. Im Rahmen der politischen Auseinandersetzung wurde er verkehrsberuhigt und Teil eines Pilotprojekts, in dem es um mehr Radverkehr und weniger Luftverschmutzung ging. Die Berliner Luft ist nach neusten Messungen kontinuierlich besser geworden: von 41 problematischen Straßen der Stadt, sind 34 auf dem Weg der Besserung. Die Tempo 30 Zonen können aufgehoben werden. Der T-Damm gehört dazu. Bald wird man hier wieder wie innerorts üblich 50 km/h fahren können. Wenn es die Situation erlaubt. Denn anders, als manche Ideologen es sich wünschen, nimmt der Individualverkehr nicht ab. Alle Verkehrsteilnehmer fordern einen höheren Anteil. So prognostiziert das Bundesverkehrsministerium aktuell, dass der Schienenverkehr bis 2040 stark ansteigen wird: Im Vergleich zu 2019 um 60 Prozent im Personen- und um 35 Prozent im Güterverkehr. Dennoch ist das Auto mit Abstand das beliebteste Fortbewegungsmittel der Deutschen. Zwei Drittel der Wege werden damit zurückgelegt. Nur um ein Prozent würde der Personenverkehr auf der Straße bis 2040 zurückgehen, so die Prognose.
Für den T-Damm heißt das konkret: keine Erleichterung in Sicht, der Individualverkehr wird nicht weniger werden. „Was bedeutet schon ein Prozent? Und dann noch in einer Prognose“, meint auch der Abgeordnete Frank Luhmann. „Die Menschen lassen sich nicht vorschreiben, welche Verkehrsmittel sie benutzen sollen. Es mag gesünder sein, per Pedes oder auf dem Rad unterwegs zu sein, aber der PKW-Verkehr verlangt seinen Raum. Ihn zu ignorieren, ist der falsche Weg.“
T-Damm mit grüner Welle
Der Verkehr muss fließen, mutwillige künstliche Verstopfung durch unkoordinierte Baustellenplanung, eine nicht abgestimmte Ampelschaltung, führen nur zu Frust aller Beteiligten. Wer kennt noch die grüne Welle? Die gab es längst vor der Öko-Partei und meinte eine abgestimmte Schaltung von aufeinanderfolgenden Ampeln. Wer kontinuierlich 50 km/h fuhr, kam ohne Halt ans Ziel, die Ampeln sprachen sich sozusagen miteinander ab. Das müsste doch heute in Zeiten von KI und schneller Datenverarbeitung noch viel besser gehen als vor 50 Jahren. In Nebenstraßen, die zumeist auch enger sind, machen Tempo-30-Zonen Sinn. Die Hauptstraßen aber sollten dem Verkehr dienen, als Ein- und Ausfallstraßen.
Der T-Damm ist eine der wichtigsten Berliner Straßen
Der Tempelhofer Damm (umgangssprachlich als „Te-Damm“ bezeichnet) führt als Teil der Bundesstraße 96 vom Platz der Luftbrücke zur Stubenrauchbrücke über den Teltowkanal und geht dann in den Mariendorfer Damm über. Die älteren Tempelhofer kennen den T-Damm womöglich noch als Berliner Straße. Dass es in der Hauptstadt so viele Berliner Straßen gibt, liegt an ihrer Geschichte: 1920 wurden viele Städte und Gemeinden zu Groß-Berlin, darunter auch Tempelhof. Die Straßen sollten wie der Name schnell und direkt nach Berlin führen, so die ursprüngliche Idee. 1949 erst wurde die Straße umbenannt. Nicht umsonst gehört der T-Damm zu einer der 41 wichtigsten Berliner Straßen, die in einem Pilotprojekt der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz 2018 in den Fokus gerieten. Ein neuer Konflikt brach auf, Straßen nicht mehr als moderner, gern gesehener Standortvorteil, sondern als Ärgernis, deren Nutzer die Sicherheit einschränken, die Luft verschmutzen, Krach erzeugen. Die lokalen Händler ächzten, wenn durch Bus-, Radspur und fehlende Parkplätze die Kunden ausblieben. Der gesellschaftliche Konsens einer Duldung von Individualverkehr mit all seinen positiven wie negativen Folgen war aufgekündigt. Wenn man das breite Thema ruhig und gelassen angehen will, werden gleich die rhetorischen Messer gewetzt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch bei uns ein SUV-Fahrer einen Radler überrollt oder ein E-Roller-Fahrer einem Porschefahrer die Motorhaube demoliert, wie andernorts geschehen. Der Krieg auf der Straße tobt schon lange und fordert seine Toten und Verletzten. Mobilitätsverbote wie im Mittelalter, wo der einfache Bauer seine Scholle unter Androhung von Strafe nicht verlassen durfte oder Einschränkungen wie noch zu Goethes Zeiten, als nur der Vermögende es sich leisten konnte, trotz der zahlreichen Brücken- und Straßenzölle zu reisen, dürften nicht die Lösung sein. Ein vernünftiger demokratischer Disput ist vonnöten, um dieses wie auch viele andere Probleme in den Griff zu bekommen. Im Fall des T-Damms sind wir gespannt, wie konsequent jetzt die Tempo-30 Schilder abgehängt und ausgetauscht werden.