Vision 1: Das Jahr 2050
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Unendliche Weiten, ein Zaun und der ProblembärWenn es nicht gelingt, Knut vom Gitter wegzulocken, muss er erschossen werden. Dann würde aus dem ersten ausgewilderten Meister Petz ein Problembär werden. Die Städter vor Ort haben es sich angewöhnt, Futter über den Zaun zu werfen, der die Wildnis auf dem Tempelhofer Feld vom Stadtdschungel trennt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es dem Bären gelingt, den Zaun zu überwinden. Die in Verbindung mit der letzten Pandemie sprunghaft gestiegene Mutationsrate könnte ihn dazu befähigen. Die BeKIZ (Die Berliner Zentrale für Künstliche Intelligenz) rechnet mit sechs bis acht Monaten, ehe dieses Ereignis eintritt.
Vorbild New York
Das Naturreservat Tempelhofer Feld ist ein Mustermodell für neue Naturräume im Nahbereich des Menschen. Seit der Central Park in New York vor 20 Jahren abgeriegelt und der Natur überlassen wurde, sind andere Metropolen der Welt diesem Beispiel gefolgt. Der erste Wolf wurde auf der Tempelhofer Steppe vor acht Jahren gesichtet. Seltene Vogelarten gab es hier schon im letzten Jahrhundert, trotz des Flughafenbetriebs. Das Tempelhofer Feld ist eine grüne Lunge, ein Wasserreservoir und ein Rückzugsgebiet für Tiere und Pflanzen geworden. Vor 15 Jahren wurde beschlossen, den Zutritt von Menschen bis auf wenige Ausnahmen einzuschränken. Mit dem Geschenk aus der Partnerstadt Quebec begannen dann die Scherereien. Wie sich herausstellte, war der freigelassene Grizzly alles andere als menschenscheu. Was als Werbekampagne begann, Be Bärlin, droht in einem Fiasko zu enden. Die CDU schlägt daher einen runden Tisch vor. Es soll beraten werden, wie es mit dem Tempelhofer Feld, seinen Be- und Anwohnern weiter gehen soll.
Was bisher geschah
Der Flughafen Berlin-Tempelhof war einer der ersten Verkehrsflughäfen Deutschlands und nahm 1923 den Linienverkehr auf. Bis zu seiner Schließung Ende 2008 war er einer von drei internationalen Verkehrsflughäfen im Großraum Berlin. Im Jahr 2007 wurden dort noch rund 350.000 Fluggäste abgefertigt. Im Juni 2014 trat das Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes (ThF-Gesetz) in Kraft und schrieb den Namen Tempelhofer Feld fest.
100 Jahre Flughafen Tempelhof wurde vom 6. bis 10. Oktober 2023 gefeiert. Das Event hat sicher dazu beigetragen, das Potential dieses Ortes zu zeigen und die Diskussion neu zu eröffnen, welche Zukunft er haben kann. Ob das ThF-Gesetz die Zukunft des Feldes mit seiner historischen Bebauung für immer regelt oder ob es neue Ansätze geben sollte, ist eine wichtige Frage. Demokratie heißt auch Wandel und das Abwägen von Argumenten. Ist die Frage des Tempelhofer Feldes für immer entschieden, Deckel drauf und Schluss oder macht es Sinn, die Frage neu zu stellen?
Wie es weitergehen kann
Der Volksentscheid von 2014 jährt sich nächstes Jahr zum zehnten Mal. Die Initiative 100 % Tempelhofer Feld setzte sich dafür ein, dass das Flughafengelände in seiner damaligen Form beibehalten und nicht bebaut wird. 64% der Berliner waren damals dafür, 36% dagegen. Aber die Wahlbeteiligung lag bei nur 46%.
Jetzt kommen Sie, die Leser, ins Spiel: Stehen Sie auch heute noch hinter Ihrer Entscheidung von 2014? Wir von Klartext interessieren uns für Ihre persönliche Vision. Wo sehen Sie das Tempelhofer Feld im Jahre 2050? Schreiben Sie uns unter vision@frank-luhmann.de bis zum 1.03.2024. Bitte reichen Sie ausformulierte Konzepte mit nicht mehr als 1.500 Zeichen ein. (jeke)