15 Jahre Tempelhofer Hafen
Ein Wohlfühlort mit Geschichte
Industriegeschichte kann, wie es ausssieht, nur langfristig gesichert werden, wenn die entsprechenden Objekte in Malls umgewandelt werden. In Tegel sind es die Borsighallen, die so vor dem Abriß bzw. Verschwinden bewahrt wurden, in Tempelhof ist es der Hafen, der vom gleichen Betreiber wie die Hallen in Tegel gemanagt wird. Die ECE ist Spezialist für die Quartiersentwicklung und letztendlich für das Management von Shoppingcentern. Das Unternehmen wurde 1965 in Hamburg vom Versandhauskönig Werner Otto gegründet. 200 Shoppingcenter gehören mittlerweile ins Portfolio des familiengeführten Unternehmens, das außer in Deutschland in sieben weiteren europäischen Ländern, in Qatar und in der Türkei vertreten ist. In Berlin hat es allein acht Objekte. In diesem Jahr jährt sich die Verwandlung des historischen Hafens in eine Shopping-Mall zum 15.Mal und wird an einem langen Wochenende im Oktober gefeiert (4.+6.10.2024).
Binnenhafen mit Geschichte
Die Gründung des Tempelhofer Hafens liegt noch weiter zurück. Ab 1901 wurde am Binnenhafen im Zusammenhang mit dem Teltowkanal gebaut. Nach der Reichsgründung von 1871 wuchs Berlin rasant. Aus einer Ansammlung von Dörfern und kleinen Städten wurde unsere Hauptstadt. Eine wachsende Bevölkerung musste auch versorgt werden. Ein Warenumschlagplatz im Süden Berlins, in Tempelhof, bot sich an. Einen natürlichen Wasserweg gab es hier nicht. Für den westlichen Kanalteil wurde zum einen zu großen Teilen das Bett des Bäkefließes genutzt. Der ursprüngliche Name der Bäke, Telte, gab dem Teltow und damit der gesamten Region seinen Namen. Die Lanke, wir kennen den Namen vom Ortsteil Lankwitz her, diente den Ingenieuren gleichfalls als Bett für den neu zubauenden Kanal. Der 38 Kilometer lange Teltowkanal wurde dann die Südumgehung Berlins für die Schifffahrt.
Es war einmal eine Senatsreserve
1901 – 1906 wurde das Hafenbecken angelegt und bis 1908 an der Nordseite des Hafens ein Lagerhaus mit einem Fassungsvermögen von 12.000 Tonnen errichtet. Die Fassade dieses Gebäudes entstand ganz im Stile früherer Fachwerkspeicher aus dem 18. Jahrhundert. Die Ähnlichkeit war aber nur äußerlich: Das Stahlbetonbauwerk war eines der ersten seiner Art in Deutschland. Der eigene Eisenbahnanschluss, über den die per Schiff angelieferten Güter nach Berlin verbracht werden konnten, war etwas Besonderes. Mit dem Bau des Einkaufzentrums 2007 wurde die Verbindung an die Ringbahn allerdings abgeschnitten. Von den ursprünglich sechs Portalkräne, die an der Längsseite des Speichers befestigt waren, sind heute noch vier erhalten. Vor dem Einmarsch der Roten Armee im Frühjahr 1945 versuchten die SS-Truppen den Speicher in Brand zu setzen, da er aber als feuerfest konzipiert war, gelang das nicht so recht. Nach dem Wiederaufbau nach 1951 diente er dem Senat von Berlin als Reservelager. Nach dem Berliner Mauerfall wurde das Lager aufgelöst. 1990 dachte niemand daran, dass in Europa einmal wieder Krieg herrschen könnte.
Seit der Eröffnung des Einkaufscenters im April 2009 findet man entlang der Ordensmeisterstraße im Tempelhofer Hafen auf zwei Ebenen eine Shopping-Meile mit 21.000 m² Fläche, 70 Geschäften, 40 Bootsliegeplätzen und 590 Stellplätzen mit angeschlossenem Parkhaus. Ankermieter sind Action, TK Maxx, H&M, EDEKA und Media Markt. Außerdem findet man hier auf 5.000 m² ein Ärzte- und Bürohaus. Das gesamte Areal am Teltowkanal umfasst eine Fläche von 45.000 Quadratmetern, davon sind 15.000 Quadratmeter Wasserfläche.
Wichtige Termine: Hafenfest 8.-9.06.2024 | 15 Jahre Hafen 4.10. – 6.10.2024